Interview mit Peggy Krebs: LTX am 26.10.1996

Tag 5 - Interview mit Peggy Krebs: LTX am 26.10.1996

Bei Peggy Krebs wurde als Kind die Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose festgestellt. Dabei wurde vor allem ihre Lunge angegriffen. Mit 28 Jahren war das Organ so geschädigt, dass Peggy Krebs auf die Warteliste für eine Lungentransplantation kam. Im Oktober 1996 war es dann so weit: Peggy Krebs bekam eine neue Lunge und damit „ein ganz anderes Leben“. Nach einer langen Aufbauphase direkt nach der Transplantation und einem gesundheitlichen Rückschlag kann sie heute wieder sagen: Mir geht’s richtig gut!

Ihre ganze Geschichte könnt ihr hier lesen:

Was für eine Grunderkrankung hat die Lungentransplantation nötig gemacht?
Bei mir wurde, als ich sechs oder sieben Jahre alt war, Mukoviszidose entdeckt. Das war eher Zufall, weil es einen neuen Lungenarzt in der Nähe gab, der die Symptome kannte. Ich hatte vorher stark abgenommen, litt unter Verdauungsschwierigkeiten und einem aufgeblähten Bauch, weil die Bauchspeicheldrüse angegriffen war.

Durch die Mukoviszidose war bei mir der Schleim in den Bronchien zähflüssiger, so dass Krankheitserreger nicht gut abtransportiert werden können. Das hat dazu geführt, dass ich immer wieder Lungeninfekte und Lungenentzündungen hatte - und so die Lunge immer weiter geschädigt wurde. Die Schule konnte ich immer noch irgendwie meistern, aber in der 5. Klasse fehlte ich über die Hälfte des Jahres, weil ich immer wieder ins Krankenhaus musste. Weder die Therapien im Krankenhaus noch das Inhalieren hat geholfen, obwohl ich in der Zeit auch zuhause mehrmals täglich mit Kochsalzlösung und Antibiotika inhaliert habe. Ich habe aber Schule und Ausbildung beendet und in einer Apotheke gearbeitet – noch bis zu einem Jahr vor der Transplantation sogar mit Sauerstoffbrille und tragbarem Sauerstoffgerät!

Wie lange warst Du auf der Warteliste?
Ich kam im November 1995 auf die Warteliste für die Lungentransplantation und habe meine neue Lunge im Oktober des nächsten Jahres erhalten – es waren also 11 Monate Wartezeit.

Wann wurdest Du transplantiert?
Ich wurde am 26. Oktober 1996, als ich 29 Jahre war, transplantiert. Das Jahr davor war schon schlimm, ich hatte Kontakt mit einem Transplantationszentrum und war zweimal zur Kontrolle dort. Im November 1995 kam ich dann auf die Warteliste. Seit Anfang 1996 konnte ich mich wegen des Sauerstoffmangels kaum noch bewegen. Im Juli 1996 hatte ich so viele Bakterien in der Lunge, dass ich ins Krankenhaus kam und dort eine Sauerstoffmaske brauchte. Ein normaler Luftaustausch war kaum noch möglich –  und ich bekam sehr große Mengen an Cortison. In der Zeit bis zur Transplantation hat meine Mutter mich lange gewaschen, angezogen und mich ermutigt (zuletzt dann sogar im Rollstuhl sitzend), mindestens einmal am Tag an die Luft zu kommen.

Ich habe dann nicht mehr selbst geatmet, sondern den Sauerstoff nur noch strömen lassen – alle Atembewegungen waren weg. Daher habe ich ein Beatmungsgerät erhalten, das mit Druckluft dafür sorgt, dass sich noch etwas bewegt. Leider war meine Lunge schon so kaputt, dass sie das nicht mehr ausgehalten hat und noch mehr geschädigt wurde. Die Transplantation war da die letzte Möglichkeit.

Wie geht es Dir heute?
Von der Lunge her geht es mir wirklich gut – ich habe zwar immer wieder leichte Schwierigkeiten mit Erkältungen, aber die Lunge arbeitet sehr gut. Es ist einfach ein ganz anderes Leben!

Nach der Transplantation brauchte ich relativ lange, um meinen Körper wiederaufzubauen, weil ich so lange nur noch gelegen hatte. Ich musste wirklich neu laufen lernen und sogar neu atmen lernen. Nach der Transplantation war ich auch länger als andere am Beatmungsgerät. Manchmal habe ich tatsächlich das aktive Atmen wieder „vergessen“ und den Sauerstoff strömen lassen. Aber Schritt für Schritt habe ich es geschafft.

Ein knappes Jahr nach meiner Transplantation konnte ich sogar bergsteigen: Mit einem befreundeten Arzt, der mich vor meiner Transplantation betreut hat, war ich auf dem Herzogstand in Bayern und in der Eng in Österreich wandern. Ich habe es tatsächlich ganz ohne blaue Lippen geschafft – Pausen waren nur nötig, weil meine Muskeln einfach noch nicht so kräftig waren.

Durch die Medikamente, die ich nehme, verschwinden leider Muskeln, die ich nicht täglich trainiere, auch schnell wieder. Spazierengehen oder Radfahren mache ich aber trotzdem regelmäßig. Ansonsten lese ich aber auch einfach sehr gern. Und ich genieße die Natur – ich freue mich einfach über Blumen, Pflanzen und Bäume!

2005 brauchte ich allerdings noch eine weitere Transplantation, weil meine Nieren wegen der vielen Medikamente sehr gelitten haben. Meine Mutter konnte mir zum Glück eine Niere spenden, ab da ging es wieder bergauf. Die Medikamente wurden reduziert und zum Teil umgestellt, und ich kann sagen: Mir geht’s richtig gut!
Ich konnte auch nach der Transplantation wieder stundenweise in der Apotheke arbeiten – inzwischen bin ich dort seit über 30 Jahren, nur mit krankheitsbedingten Unterbrechungen. Zurzeit bin ich aber wegen des Corona-Virus in Schutzquarantäne.

Was würdest Du sagen, macht Deine Geschichte besonders erzählenswert?
Ich bin in meiner Umgebung die einzige, die mit transplantierten Organen lebt. Aber was mir erst später klargeworden ist: Ich war ein ziemlich kritischer Fall, mir ging es wirklich sehr schlecht. Es war ungewöhnlich, dass ich alles überstanden habe und dass es mir heute so gut geht. Darüber habe ich auch zwei Bücher geschrieben: “Dem Himmel ganz nah - die Geschichte einer Lungentransplantation” und “Leni - Die Geschichte einer Nierentransplantation”.

Mir ist vor allem klar geworden: Nach einer Transplantation, erst recht, wenn das Überleben wirklich sehr knapp war, freut man sich schon über die kleinen Dinge des Lebens; sieht die Dinge des Lebens mit anderen Augen und setzt andere Prioritäten. So freue ich mich zum Beispiel auch über den ungemähten Rasen, der wunderschöne Gänseblümchen blühen lässt. Während man bei uns im Ort an jedem Tag die Rasenmäher hört.

Was wünschst Du Dir?
Ich wünsche mir für mich persönlich, dass es mir gesundheitlich weiterhin so gut geht! Und ich würde mir sehr wünschen, dass es ein Transplantationsgesetz mit Widerspruchslösung gibt.

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