Auf der Station H3 des DHZB verbringen herz- und lungentransplantierte Patienten die postoperative Phase. Das Team versorgt aber auch Langzeittransplantierte, die im Rahmen von Routineuntersuchungen, Infekt-Therapien oder Abstoßungsbehandlungen stationär aufgenommen werden müssen.
2012 wurde die Station komplett renoviert. Jedes der 13 Einzelzimmer ist mit digitalem Monitoring (angeschlossen an eine Zentralüberwachung im Stützpunkt), Dialyseanschluss, digitalem Dokumentationsmanagement und der Möglichkeit der nicht-invasiven Beatmung ausgestattet.
25 Pflegende arbeiten auf der H3 (in Voll- oder Teilzeit). Dazu gehören auch Chiara Pfeffer, Ramona Spangenberg und Stefan Heimann.
Stefan Heimann ist pflegerischer Leiter der Station und ist ausgebildeter Herzinsuffizienz- Pfleger. Er ist seit 30 Jahren am DHZB und seit 20 Jahren auf der H3 tätig.
Ramona Spangenberg ist Stefan Heimanns Stellvertreterin. Die ausgebildete Herzinsuffizienz-Schwester ist seit 11 Jahren am DHZB tätig, davon 10 Jahre auf der H3.
Chiara Pfeffer gehört seit Januar zum Team. Ein vierwöchiger Praxiseinsatz während ihrer Ausbildung an der DHZB-Pflegeschule hat den Ausschlag für ihre Bewerbung an der H3 gegeben.
Wie gut ist man als Berufsanfängerin auf die Anforderungen der H3 vorbereitet?
Chiara: Gar nicht! (Alle drei lachen.) Im Ernst: Ich habe die Ausbildung an der DHZB- Pflegeschule als intensiv und umfassend wahrgenommen. Aber der Job hier ist einfach sehr speziell: Die Medikamente, nicht-invasive Beatmung, die Hygiene-Vorschriften bei immunsupprimierten Patienten, die Ernährungsregeln – sowas wird in der Schule nur kurz angeschnitten. In vieler Hinsicht fängt man also „bei null“ an. Das war mir nach dem Praxiseinsatz aber klar.
Stefan: Wir sind auf unser besonderes Fachwissen hier schon sehr stolz. Das ist aber keineswegs überheblich gemeint: Weil wir dieses Wissen auch gerne weitergeben. Und weil ich auch nach 20 Jahren H3 noch jeden Tag zum Lernen bereit sein muss.
Ramona: Die Mindest-Einarbeitungszeit bei uns sind vier Wochen. Solange sind Berufsanfänger definitiv nie alleine für die Patienten verantwortlich. Wir haben ein 45 Seiten dickes Stations-Handbuch und eine umfangreiche Checkliste. Dazu kommt eine Beatmungsschulung. Ich darf sagen: Wir geben uns wirklich Mühe bei der Einarbeitung…
Chiara: …stimmt!
Ramona: …aber wir erwarten auch Eigeninitiative. Denn nach den vier Wochen müssen wir den neuen Kolleginnen und Kollegen auch vertrauen können.
Abgesehen vom medizinisch-pflegerischen Fachwissen: Was macht die Arbeit mit herz- oder lungentransplantierten Patienten bei Euch besonders aus?
Ramona: Die Patientinnen und Patienten kommen von der Intensivstation zu uns. Dort wurden sie 24 Stunden intensiv versorgt. Bei uns dürfen und müssen sie wieder zur Ruhe kommen. Sie lernen, allein zu sein, wieder selbständig und belastbar sein zu können, Vertrauen zu gewinnen in das neue Organ, den Körper, in sich selbst. Dabei müssen wir sie begleiten.
Stefan: „Ein Mensch musste sterben, damit ich leben kann“ – vielen unserer Patientinnen und Patienten fällt es nicht leicht, diesen Gedanken zu verarbeiten. Wir haben eine tolle Abteilung für Psychosomatik am DHZB, die bei Bedarf sehr professionelle Unterstützung leistet. Aber auch wir Pflegenden müssen damit eben täglich umgehen können.
Chiara: Mukoviszidose-Patienten, die eine Spenderlunge brauchen, sind meistens unter dreißig. Oft also nicht viel älter als ich selbst. Das hilft sicher dabei, ein enges und vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Zugleich ist aber manchmal auch umso schwerer, sich auch ein Stück weit abzugrenzen.
Ist das denn nötig?
Ramona: Absolut. Fast alle unserer Patienten haben schon viel durchgemacht. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass sich alle Menschen untereinander gleich sympathisch sind. Von uns wird hier mit Recht eine hochprofessionelle Arbeit verlangt. Da müssen persönliche Empfindungen ein Stück weit draußen bleiben. Im Guten wie im Schlechten.
Und das geht?
Ramona: Es muss. Gerade lungentransplantierte Patienten sind nach der TX oft lange bei uns. Oder kommen mit Komplikationen wieder zurück.
Chiara: Jeder muss da seinen persönlichen Mittelweg finden, zwischen Distanz und Empathie. Sonst kannst Du den Job hier nicht machen. Das wird dir hier ganz schnell klar.
Stefan: Die allermeisten Patienten schaffen es. Aber manche eben auch nicht. Das ist emotional sehr schwer zu verkraften. Immer wieder. Und daran kann man sich nicht gewöhnen. Darf man auch nicht, finde ich.
Ramona: Unsere Kolleginnen und Kollegen der Transplantationsambulanz haben Kontakt zu hunderten Patienten, denen es richtig gut geht, die nur zur Routinekontrolle kommen. Im Büro hängen Hochzeits- Geburts- und Urlaubskarten. Zu uns kommen die Menschen aber nur stationär zurück, wenn es Komplikationen gibt. Das ist emotional manchmal nicht ganz einfach.
Zweifelt Ihr manchmal daran, ob die H3 die richtige Station für Euch ist?
Ramona: Nie. Eine Herz- oder Lungentransplantation ist eine Chance für todkranke Menschen. Sie gelingt nur in einem großen Team. Und wir sind ein wesentlicher Teil davon.
Stefan: Die Ärzteteams, Atmungs- und Physiotherapeuten, Psychologen, wir Pflegenden – bei jeder Patientin und jedem Patienten gibt es ein gemeinsames Ziel. Sicher, das ist in jeder Abteilung und jeder Klinik so. Aber bei uns in einem besonders intensiven Maß. Und das verbindet.
Chiara: Das stimmt. Klar hat mich auch der spezielle pflegerische Anspruch hier gereizt. Aber der Hauptgrund für meine H3-Bewerbung war ganz klar: Das Team!