Annette Stolze ist erst Mitte dreißig und hat einen zweijährigen Sohn, als bei ihr die Lungenkrankheit COPD festgestellt wird. Fünf Jahre nach der Diagnose hat sich ihr Zustand so verschlechtert, dass eine Ärztin ihr vorschlägt, sie auf die Liste für eine Transplantation zu setzen. Doch Annette ist noch nicht so weit: Ihr Sohn ist noch klein und sie hofft, dass sich ihr Zustand stabilisiert. Doch im Oktober 2006 ist klar - eine Transplantation ist dringend notwendig. Die folgenden sechs Monate verbringt sie teils wartend im Krankenhaus, teils zuhause. Einmal gibt es sogar schon ein Angebot, doch leider kann die Lunge nicht genutzt werden. Im April 2007 wird ihr schließlich im DHZB eine neue Lunge transplantiert, nach einem halben Jahr, in dem sie "noch kämpfen" musste, kann sie heute sagen: "Mir geht's gut - ich bin dankbar für jeden Tag!"
Was für eine Grunderkrankung hat die Lungentransplantation nötig gemacht hat?
Ich hatte eine ganz schlichte COPD, also eine „Chronische obstruktive Lungenerkrankung“, die bei mir entdeckt wurde, als ich Mitte 30 war. Das ist bei dieser Art der Erkrankung sehr früh. Entdeckt wurde es, weil ich immer schlechter Luft bekommen habe. Ich war zwar gerne Skifahren, aber ich habe nicht regelmäßig Hochleistungssport gemacht. Während meiner Schwangerschaft 1998 hat sich die Krankheit schon bemerkbar gemacht, wurde aber noch nicht entdeckt. Nachdem ich im Jahr 2000 die Diagnose COPD bekommen habe, konnte ich noch drei Jahre als technische Angestellte bei den Wasserbetrieben weiterarbeiten. Dann ging es aber leider einfach nicht mehr, 2005 wurde ich schließlich berentet. Eine Ärztin hatte mir schon vorgeschlagen, mich auf die Transplantationsliste zu setzen, aber ich war einfach noch nicht so weit. Mein Sohn war ja noch ziemlich klein und ich habe gehofft, dass es sich vielleicht noch bessert.
Wie lange warst Du auf der Warteliste?
Im sehr heißen Sommer 2006 war es dann schließlich klar, dass es so nicht weitergeht. Nach der Überweisung ins Deutsche Herzzentrum Berlin wurde ich dann im Oktober gelistet. Am 1. Dezember bekam ich dann schon das erste Lungenangebot und war vorbereitet – letztendlich konnte die Lunge aber nicht genutzt werden. Ich wurde auf der Transplantationsliste höher eingestuft und habe im Paulinenkrankenhaus als dringlich gestufte Patientin sechs Wochen verbracht. Ich bin nach eigenem Wunsch wieder nach Hause gegangen und habe dort noch einmal sechs Wochen gewartet. Insgesamt war ich von Oktober bis April, also sechs Monate, auf der Warteliste.
Wann wurdest Du transplantiert?
Ich wurde am 30. April 2007 mit 41 Jahren transplantiert. Ich habe dann vier Wochen auf der Intensivstation verbracht. Das erste halbe Jahr hatte ich noch zu kämpfen, aber danach war es problemlos.
Wie geht es Dir heute?
Mir geht’s gut! Ich kann mich nicht beschweren – und ich bin dankbar für jeden Tag. Ich habe zwar andere gesundheitliche Baustellen wegen der Medikamente, aber insgesamt geht es mir gut. Auch meine Nieren sind in Ordnung. Normalerweise treffe ich mich gerne mit Freunden, das ist ja zur Zeit leider eingeschränkt. Ich gehe in Museen und Ausstellungen, reise gerne und wenn ich gesunde Knie habe, mache ich auch Sport. Neu für mich entdeckt habe ich die Gartenarbeit. Und ich kümmere mich auch gerne um den Hund meines Sohnes, der auf dem Bild zu sehen ist, sozusagen mein "Enkelhund".
Was möchtest Du anderen sagen?
Ein wichtiger Grund für meine Erkrankung war das Rauchen. Die Lunge war sowieso eine Schwachstelle von mir, aber ich wäre sicher nicht so früh und schwer erkrankt, wenn ich nicht geraucht hätte. Mein Credo ist daher: Bloß nicht rauchen! Das versuche ich auch weiterzutragen.
Was wünschst Du Dir?
Für mich persönlich wünsche ich mir natürlich, noch eine Weile gesund zu bleiben. Mit 13 Jahren gelte ich ja schon als langzeittransplantiert. Ich möchte auch – nach Corona – wieder ganz normal leben.
Insgesamt wäre der Weltfrieden natürlich ein guter Wunsch – auf Landesebene wünsche ich mir aber ein Transplantationsgesetz, durch das alle automatisch zu Spendern werden. Und dann widersprechen können, wenn sie es nicht möchten.
Ich fände es auch schön, wenn die Ernährungsregeln für Transplantierte innerhalb Deutschlands aber auch in Europa vereinheitlicht werden würden. Es ist schon sehr irritierend, wenn Patienten aus Österreich andere Dinge essen dürfen als die deutschen Patienten – das wäre eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Zentren schön.
—und was haben wir vergessen, zu fragen?
Ich wollte nur noch ein Kompliment loswerden. Ich fühle mich vom DHZB wirklich gut versorgt: Wenn ich eine Frage habe und meine Nummer hinterlasse, ruft mich am selben Tag eine Ärztin oder ein Arzt zurück. Das ist sehr beruhigend.